„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx)

Wednesday, May 24, 2006

Ein Gefühl von Machtlosigkeit

Vor kurzem saß ich im Republic Café in Salzburg und neben mir bestellte ein Gast ein Viktoria Barsch Filet.
In diesem Moment ergriff mich ein Gefühl zwischen Ohnmacht und Wut, denn ich musste an den Film „Darwins Nightmare“ denken.
Ich ließ noch einmal die schockierenden Bilder und Eindrücke des Films Revue passieren , der die Geschichte jenes Teils des Viktoria Sees in Tansania, von wo täglich Hunderte Tonnen Barsch Filets nach Europa geflogen werden, erzählt:

Gefischt werden die Tiere von ehemaligen und am Hungertuch nagenden Bauern aus der Umgebung, die in Arbeitslagern rund um den See unter den unmenschlichsten Bedingungen hausen.
Die Überreste aus den Fabriken werden von Frauen getrocknet, die dabei bis zu den Knöcheln in Maden stehen, um dann auf den Märkten in der Ungebung verkauft zu werden.
Die Fischköpfe werden geteilt und unter den schlimmsten Arbeitsbedingungen frittiert, um die Fischer in den Lagern zu ernähren.
Doch das lukrativste Geschäft, ist das mit Waffen europäischer Händler. Die Flugszeuge die in Tansania landen, sind voll mit Kriegsmaterial, bestimmt für die kriegführenden Nachbarstaaten.
Die Kinder der ArbeiterInnen befinden sich in einem täglichen Überlebenskampf, bei dem sie sich, vollkommen eingeraucht mit Plastik, untereinander um eine habe Handvoll Reis schlägern.
Für Frauen besteht der einzige Weg ein wenig Geld zu verdienen, in die Prostitution zu gehen und sich somit dem Risiko von Vergewaltigungen und Mord auszusetzen.
Verantwortlich für dieses gewinnbringende Verbrechen an der Menschlichkeit ist die Europäische Union, die diese Fischfabriken direkt und den Waffenhandel indirekt fördert.

Also wieder die alte Story vom Süden ausbeutenden Nordens unter dem Deckmantel „Freier Handel“ und „Export von Demokratie“.

Der Regisseur Hubert Sauper meint dazu:

„Die alte Frage, welches soziale oder politische System das beste ist, scheint eine Antwort gefunden zu haben: Der Kapitalismus hat gewonnen. Die ultimative Form von zukünftigen Gesellschaften sind "Consumer Democracies", welche auch "zivilisiert" und "gut" sind. In einem Darwinistischen Sinn hat das gute System gewonnen, und das ist auch "fair". Es hat gesiegt, indem es seine Feinde entweder bekehrt oder vernichtet (...)
Darwin´s Nightmare könnte ich in Sierra Leone erzählen, nur wäre der Fisch ein Diamant,in Honduras eine Banane, und in Angola, Nigeria oder Irak, schwarzes Öl."

In mir kommt erneut das Gefühl, von Machtlosigkeit auf, dass ich immer habe, wenn mir von neuem klar wird, dass diese Welt von einem System der Ausbeutung und Ungerechtigkeit am Laufen gehalten wird. Und ich nicht weiß, wie ich das ändern kann.

Tuesday, May 16, 2006

Bürgerliche Kunst auf reaktionären Wiesen

Wenn einer der Aufgaben von Kunst ist, zu provozieren und Tabus zu brechen, so geht dieser Plan in Salzburg immer wieder voll auf.
Ob es nun der im letzten Jahr aufgestellte „Arc de Triomphe“, die Hommage an Mozart Skulptur oder das aktuelle Kunstprojekt „Kontra.com“ ist, Salzburgs Bürgertum ist außer sich: Kann Kunst etwas anderes als die Salzburger Festspiele sein?
Nein! Denn Kunst muss bieder und gediegen sein, leicht verständlich und bekannt.

Wie das aktuelle Bürgerbegehren zum Schutz unserer Grünflächen zeigt, macht diese reaktionäre Haltung in Salzburg Schule: Ja nichts Neues wagen! Bei Unsicherheit alles Verhindern!
Die Befürworter des Bürgerbegehrens tun gerade so, als sei Salzburg eine Großstadt, in der man Stunden bräuchte um ins Grüne zu kommen.
Doch dieser Schutzwahn jedes städtischen Gänseblümchens hat verheerende Folgen: Die moderne Entwicklung in Salzburg wird massiv gebremst: Denn Salzburg braucht neue Wohnungen. Salzburg braucht einen angemessenen Unipark. Salzburg braucht Sportplätze. Salzburg braucht. Salzburg braucht....

Aber das ist alles nicht so schlimm. Hauptsache: Alles muss so bleiben wie es ist!
Dafür danken wir dem Salzburger Bürgertum.

Tuesday, May 09, 2006

MARX HEUTE- DER MATERIALISMUS

Der erste Teil der Serie MARX HEUTE- TOTGESAGTE LEBEN LÄNGER beschäftigt sich mit wichtigen Begriffen und Gedankengängen des Marxismus.
Diese Annäherung an das Thema hat zum Ziel, einerseits einen Einstieg in die Thematik zu geben und andererseits eine Basis für Diskussionen zu schaffen.
Aus diesem Grund wurde der Inhalt in Anlehnung an eine orthodoxe Marxismusinterpretation verfasst und die Ausführungen mit Originalzitaten unterlegt.

Den Auftakt bietet einer der zentralsten Begriffen des Marxismus: Der Materialismus, welcher sich in den Dialektischen und Historischen gliedert.

Hier gelangt man zur Einleitung der Serie


1.Materialismus
(Idealismus - Grundfrage der Philosophie - Dialektischer und Historischer Materialismus - Marxismus/Leninismus
)

Unter Materialismus versteht man die dem Idealismus entgegengesetzte philosophische Grundrichtung.
Die Grundfrage der Philosophie wird dahingehend beantwortet, dass die Materie gegenüber dem Bewusstsein in letzter Instanz das Bestimmende (Primäre) sei.
Somit ist der Materialismus eine Weltanschauung, die Natur und Geschichte umfasst. Sie tritt jedem Individuum fern aller vorgefassten Idealismen entgegen und schließt alle philosophischen Richtungen ein, die notwendig sind, um die materielle Welt (einschließlich der menschlichen Gesellschaft), das Bewusstsein und die menschliche Tätigkeit sowie den Menschen selber philosophisch zu erfassen.

Der Dialektische und Historische Materialismus sind Grundbestandteile und die philosophische Grundlage des Marxismus-Leninismus, da sie eine in sich geschlossene Lehre von den allgemeinen Entwicklungsgesetzen der Natur, der Gesellschaft und des menschlichen Denkens bilden.


1.1. Dialektischer Materialismus
(Marxistischer Materialismus - Dialektischer Materialismus – Methodologie - Praktisches Handeln)

Der Dialektische Materialismus setzt sich aus der marxistischen Dialektik und dem marxistischen Materialismus zusammen. Beide Elemente bilden sowohl Weltanschauung als auch Theorie.
Der marxistische Materialismus ist die philosophische Theorie von der Materialität der Welt und beschreibt das Verhältnis von Materie und Bewusstsein.
Die marxistische Dialektik ist die philosophische Theorie vom Zusammenhang, von der Bewegung und der Entwicklung der Welt.
Somit liefert der Dialektische Materialismus eine philosophische Deutung des „Wesens der Welt“ und untersucht das Verhältnis des Bewusstseins zur (objektiven) Realität und die Gesetzmäßigkeiten der Natur.
Weiters analysiert und beschreibt der dialektische Materialismus die Gesellschaft, das Denken beziehungsweise das Erekennen und die Stellung des Menschen in der Welt.

Der Unterschied des Dialektischen Materialismus zu anderen vormarxistischen Philosophien liegt darin, dass er sich nicht von den Einzelwissenschaften abgrenzt. Vielmehr werden die aus den Einzelwissenschaften gewonnen Erkenntnisse philosophisch analysiert um daraus eine tragfähige erkenntnistheoretische Grundlage und eine allgemeine Methodologie auszuarbeiten. Der Dialektische Materialismus gibt somit den Wissenschaften eine wissenschaftliche Weltanschauung, eine Erkenntnistheorie und eine allgemeine Methodologie.
Er ist nicht nur eine Weltanschauung, sondern auch eine Anleitung zum aktiven, also praktischen Handeln.

1.2. Historischer Materialismus
(Lebensprozess - soziale Treibkräfte des Geschichtsprozesses – wissenschaftlich- materialistische Theorie - Wissenschaftlicher Sozialismus und Kommunismus - Geschichte von Klassenkämpfen - objektive Erkenntnis- Zweite Natur - Theorie und Praxis - Das Sein bestimmt das Bewusstsein - Basis/Überbau)

Der Historische Materialismus stellt die höchste Stufe beziehungsweise die Vollendung des marxistischen Materialismus dar.
Er geht von der praktischen Lebenstätigkeit und den Lebensprozessen des Menschen aus, die vor allem aus der Praxis des materiellen Produktionsprozesses, des Klassenkampfes und der sozialen Revolution bestehen.

Der Historische Materialismus deckt die entscheidenden sozialen Triebkräfte des Geschichtsprozesses auf, die aus dem realen Lebensprozess der Menschen hervorgehen. Somit werden die grundlegenden Struktur- und Entwicklungsgesetze der Gesellschaft als Ganzes analysiert.

Der Historische Materialismus begründet eine wissenschaftlich-materialistische Theorie von der Gesellschaft und ihrer Entwicklung als Ganzes, die vor allem von der Bedeutung der materiellen gesellschaftlichen Produktions- und Reproduktionsprozesse und deren Entwicklung ausgeht.
Daher stellt der Materialismus die Basis für den Wissenschaftlichen Sozialismus und Kommunismus dar: Die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen und die Grundlage jeglicher gesellschaftlichen Gliederung sind die ökonomischen Produktionsverhältnisse. Sozialismus und Kommunismus stellen die einzige Alternative zur Überwindung des Kapitalismus dar. Dieses Ziel der revolutionären Arbeiterklasse kann aber nur durch eine exakte und objektive wissenschaftliche Analyse des kapitalistischen und somit gesellschaftlichen Entwicklungsprozess es verwirklicht werden.

Der Wissenschaftliche Sozialismus und Kapitalismus behaupten die Möglichkeit einer objektiven Erkenntnis der gesellschaftlichen und historischen Prozesse, und damit die Überzeugung, die Abschaffung des Kapitalismus als historische Notwendigkeit zu erreichen.

Marx unterscheidet nun zwischen der natürlichen Wirklichkeit, die sich der Mensch aneignet, von einer historisch geprägten gesellschaftlichen Wirklichkeit („Zweite Natur“). Marx sieht daher die von den Menschen bestimmte Geschichte nicht nur durch natürliche, geschichtliche, sondern auch durch gesellschaftliche Umstände bestimmt. Für die marxistische Theorie bedeutet dies nun: Der Mensch wird nicht nur als Naturgegenstand betrachtet, sondern auch als historisches Wesen, welches die Natur bestimmt.

Die marxistische Theorie stellt demnach nicht nur den Anspruch auf eine rücksichtslose Kritik alles Bestehenden, sondern auch auf die praktische Umsetzung der auf wissenschaftlichen Erkenntnisse beruhende Philosophie.

Aus dieser Sichtweise ergibt sich die starke Verbindung von Theorie und Praxis in der marxistischen Philosophie. Denn mit der Verwerfung der „alten“ Philosophie (v.a. die „Deutsche Ideologie“), die sich mit der Welt des Ideellen beschäftigte, tritt Marx für eine Philosophie ein, die eine Wissenschaft der Geschichte (der Klassenkämpfe) ist. Er geht davon aus, dass sich die Philosophie nur mit der Aufhebung des Proletariats verwirklichen und sich das Proletariat nur mit der Verwirklichung der Philosophie aufheben könne.

Marx geht davon aus, dass das Sein der Gesellschaft (durch die materiellen, ökonomischen Umstände bestimmt) das Bewusstsein des Einzelnen bestimmt.
Das Sein, also auch die Staatsform, ist laut Marx nicht durch geistige Leistungen der Menschen entstanden, sondern durch die materiellen und ökonomischen
Verhältnisse bestimmt, die er unter den Begriff der – in Anlehnung an Hegel - „bürgerlichen Gesellschaft“ zusammenfasst. Die „Anatomie“ der bürgerlichen Gesellschaft sei auch wiederum in der politischen Ökonomie zu finden
Folglich bildet laut der marxistischen Auffassung, die Art und Weise der Organisation der materiellen Produktion, die Basis jeder gesellschaftlichen Produktion

Die Produktionsverhältnisse also bestimmen die Grundlage, auf der sich der gesellschaftliche Überbau erhebt. Dieser Überbau beschreibt die Verwaltung gesellschaftlicher Beziehungen ( v.a. durch die staatliche Organisation) sowie die geistige Produktion ( Moral, Recht, Philosophie, u.s.w.).

Im revolutionären Umbruch, so Marx, kommt es aufgrund der Veränderung der ökonomischen Verhältnisse zu einer Umwälzung des bürgerlichen Überbaus. Damit verändert sich auch die Bestimmung des Bewusstseins und der Lebensprozesse der Menschen.


Originalzitate:

„Die einzig praktisch mögliche Befreiung Deutschlands ist die Befreiung auf dem Standpunkt der Theorie, welche den Menschen für das höchste Wesen des Menschen erklärt. (...)
In Deutschland kann keine Art der Knechtschaft gebrochen werden, ohne jede Art der Knechtschaft zu brechen. Das gründliche Deutschland kann nicht revolutionieren, ohne von Grund aus zu revolutionieren. Die Emanzipation des Deutschen ist die Emanzipation des Menschen. Der Kopf dieser Emanzipation ist die Philosophie, ihr Herz das Proletariat. Die Philosophie kann sich nicht verwirklichen ohne die Aufhebung des Proletariats, das Proletariat kann sich nicht aufheben ohne die Verwirklichung der Philosophie“
[Marx: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, S. 28. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 567 (vgl. MEW Bd. 1, S. 391)].

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ ( Marx, in: Mandel 2002, 4)

In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von [ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen.

Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um“
(Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie, S. 5. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 2897 (vgl. MEW Bd. 13, S. 8-9))

„Das Bewußtsein kann nie etwas Andres sein als das bewußte Sein, und das Sein der Menschen ist ihr wirklicher Lebensprozeß. Wenn in der ganzen Ideologie die Menschen und ihre Verhältnisse wie in einer Camera obscura auf den Kopf gestellt erscheinen, so geht dies Phänomen ebensosehr aus ihrem historischen Lebensprozeß hervor, wie die Umdrehung der Gegenstände auf der Netzhaut aus ihrem unmittelbar physischen.

Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie, welche vom Himmel auf die Erde herabsteigt, wird hier von der Erde zum Himmel gestiegen. D.h., es wird nicht ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, auch nicht von den gesagten, gedachten, eingebildeten, vorgestellten Menschen, um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozeß auch die Entwicklung der ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozesses dargestellt. Auch die Nebelbildungen im Gehirn der Menschen sind notwendige Sublimate ihres materiellen, empirisch konstatierbaren und an materielle Voraussetzungen geknüpften Lebensprozesses. Die Moral, Religion, Metaphysik und sonstige Ideologie und die ihnen entsprechenden Bewußtseinsformen behalten hiermit nicht länger den Schein der Selbständigkeit. Sie haben keine Geschichte, sie haben keine Entwicklung, sondern die ihre materielle Produktion und ihren materiellen Verkehr entwickelnden Menschen ändern mit dieser ihrer Wirklichkeit auch ihr Denken und die Produkte ihres Denkens. Nicht das Bewußtsein bestimmt das Leben, sondern das Leben bestimmt das Bewußtsein. In der ersten Betrachtungsweise geht man von dem Bewußtsein als dem lebendigen Individuum aus. In der zweiten, dem wirklichen Leben ent-sprechenden, von den wirklichen lebendigen Individuen selbst und betrachtet das Bewußtsein nur als ihr Bewusstsein“
[Marx/Engels: Die deutsche Ideologie, S. 21/22. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 1282 (vgl. MEW Bd. 3, S. 26-27)].

Monday, May 08, 2006

OFFENER BRIEF AN DIE SPÖ

Liebe Sozial(istische)demokratische Partei Österreichs!


Wir glauben du solltest dir einen neuen Namen zulegen. Ja wirklich, denn dein alter stiftet bei den Wählerinnen und Wählern ziemlich viel Verwirrung.
In jedem Kommunikationstraining lernt man, dass man mit der Marke auch einen Inhalt verbinden muss, etwas das deine US Spindoktoren noch lernen müssen.
Denn du nennst dich noch sozialdemokratisch, aber wie sieht es in deinem Inneren aus?

Kannst du dich noch erinnern, was du dir damals auf die roten Fahnen geschrieben hast: „Sozialismus das Ziel. Demokratie der Weg“.

Kannst du dich noch erinnern, für was deine GenossInnen kämpften: Arbeitnehmerrechte, Soziale Gerechtigkeit, Antifaschismus, Solidarität?

Kannst du dich noch erinnern an deine ideologischen Pioniere: Wie Viktor Adler, Otto Bauer, Karl Korsch?

Kannst du dich noch erinnern an dein Ziel einer klassenlosen Gesellschaft?

Oder hast du alles bereits vergessen?

So wie es aussieht schon. Denn diese rote Amnesie verbreitet sich in deinem Parteivolk rasend. Es besteht bei dir anscheinend kein Interesse gegen diese Krankheit anzukämpfen: Denn Ideologie bringt keine Wählerstimmen. Deine traurige Alternative ist die Mitte.

Liebe SPÖ, wir müssen dir daher leider sagen: Diese Strategie hat keine Zukunft, da dieses Spiel andere besser beherrschen als du.

Darum unser Aufruf: Bitte sei ein bisschen mehr sozialdemokratisch und schenk uns einen Funken Hoffnung, dass wir die nächsten Jahrzehnte nicht von rechten, reaktionären, alten Säcken regiert werden, die glauben Politik sei der Knecht des Kapitalismus und der Sklaventreiber der Ausgebeuteten.

Und noch eins: Wir brauchen keine neuen Blairs und Schröders, sondern einen Chavez für Europa!


Gute Besserung!

Che und Phoenix. Zwei besorgte Linke

Tuesday, May 02, 2006

Neue Serie: MARX HEUTE- TOTGESAGTE LEBEN LÄNGER

„Totgesagte leben länger. Karl Marx wurde als kritischer und wirkmächtiger Theoretiker schon mehr als einmal totgesagt, und jedesmal ist er aus dem historischen und theoretischen Tod von der Schippe gesprungen. Das hat einen einfachen Grund: Die Marxistische Theorie kann in Frieden nur sterben zusammen mit ihrem Gegenstand, der kapitalistischen Produktionsweise.

Dieses gesellschaftliche System ist „objektiv“ zynisch, strotzt geradezu von derart unverschämten Verhaltenszumutungen an die Menschen, erzeugt zusammen mit einem obszönen und geschmacklosen Reichtum derartige Massenarmut und ist in seiner blindwütigen Dynamik von solch unerhörten Katastrophentendenzen gezeichnet, daß seine schiere Weiterexistenz unvermeidlich stets vom neuen Motive und Gedanken radikaler Kritik hervortreiben muß. Und das A und O dieser Kritik ist nun einmal die kritische Theorie jenes Karl Marx, der schon vor fast 150 Jahren die destruktive Logik des kapitalistischen Akkumulationsprozesses in ihren Grundzügen unübertroffen analysiert hat.“

Dies ist ein Auszug aus dem kürzlich erschienen Buch „Marx lesen!“, das sich in die Flut von Neuerscheinungen über Karl Marx und des Marxismus einreiht.

Selbst die Schweizer Wochenzeitung „Die Weltwoche“ widmete einem aktuellen Artikel die Frage, ob das Gespenst von Karl Marx noch umgehe:

Wer diagnostizierte denn bereits vor 156 Jahren die Globalisierung? «Die uralten nationalen Industrien sind vernichtet worden und werden noch täglich vernichtet. Sie werden verdrängt durch neue Industrien, deren Einführung eine Lebensfrage für alle zivilisierten Nationen wird, durch Industrien, die nicht mehr einheimische Rohstoffe verarbeiten und deren Fabrikate nicht nur im Lande selbst, sondern in allen Weltteilen zugleich verbraucht werden.» Karl Marx, Das Kommunistische Manifest, 1848.
Weiter: Was er als «Mehrwert»-Abschöpfung kritisierte, läuft erst heute auf Hochtouren (siehe Shareholder-Mentalität, siehe Manager-Boni, siehe Prozess um den Mannesmann-Verkauf an Vodafone...). Was er als «Ökonomisierung» aller Lebensbezüge analysierte, nähert sich erst seiner Vollendung (siehe Kapitalisierung der Freizeit, der Kultur, der Erlebnisse, der Intimität...). Was er ideologiekritisch als «Opium des Volkes» verwarf, feiert gerade Renaissance (siehe Fundamentalismus, Esoterik, psychologisches Trost-Gelechze, Wellness-Dogma). Was er von Intellektuellen erwartete – rücksichtsloses Zerlegen der Herrschaftslogiken –, ist so gut wie passé (siehe die fröhlich affirmativen Wissenschaften, den Hohn auf «Kulturpessimisten», den intellektuellen Mainstream der spassigen Apologie des Bestehenden)“ (Die Weltwoche 14/04/2006)

Also: Der Marxismus ist brandaktuell und selbst konservative WissenschafterInnen verwenden die Marxistische Theorie als Tool zu Kapitalismusanalyse.

Doch der Marxismus hat mehr Potential und Aktualität als nur eine unter vielen wirtschaftstheoretischen Schulen der Uni-Einführungsvorlesungen zu sein.

Aufgrund dieser Aktualität startet demnächst die Serie MARX HEUTE – TOTE LEBEN LÄNGER.

Ziel der Serie ist zu zeigen, dass der Marxismus mit alle seinen Varianten keine überholte philosophische Strömungen ist, an der sich Utopisten, Illusionäre und Träumer verkrampft festhalten, sondern das die Lehre des Marxismus brandaktuell, spannend zu lesen ist und zahlreiche Ansätze zur Veränderung der heute größtenteils vorherrschenden unmenschlichen Verhältnisse bietet.

Karl Marx wollte aber niemals eine abgeschlossenes System oder eine perfekte Theorie kreieren, die immer und überall angewendet werden könne.

Die Veränderung zu einer humanen und solidarischen Gesellschaft kann nur durch einen ständigen dialektischen und diskursiven Prozess vollbracht werden.

Gerade aus diesem Grund braucht diese Serie die Unterstützung der Diskussionen und Auseinandersetzung.

Trotzdem war Marx davon getrieben zu zeigen, dass der Kapitalismus mit seinen Gesetzmäßigkeiten und selbsternannten Sachzwängen, keinen humanen Zustand produzieren kann.

Bei den heutigen Ausmaßen des Kapitalismus, in dem täglich 100 000 Menschen an den Folgen von Unterernährung sterben, ist es an der Zeit umzudenken und neue ökonomische, soziale und politische Wege zu beschreiten.
Und dabei darf und kann man auf den Marxismus nicht vergessen.

„Möge der Kampf beginnen über das berühmte Kapitel der Gleichheit und des Eigentums! Möge das Volk alle alten barbarischen Institutionen stürzen! Möge der Krieg des Reichen gegen den Armen endlich diesen Anschein großer Kühnheit auf der einen Seite und großer Feigheit auf der anderen einbüßen! (Gracchus Babeuf)