„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx)

Friday, March 21, 2008

Marx Serie: Tagebuch Teil 2

Zum ersten Teil der Serie

Teil 2: Arbeitsteilung:

Endlich ist es soweit: Wir haben das erste Konzept unserer Diplomarbeit vorgelegt und nun können wir mit dem Schreiben beginnen.
Als erstes geht es darum einzelne Analyseinstrumente aus dem Kapital heraus zu filtern.
Das erst auf das wir uns stürzen ist die Arbeitsteilung im Kapitalismus.
So wie unsere Arbeit heute organisiert ist, war nicht immer und hat ihren Ursprung in der Entstehung des Kapitalismus. Die ersten Geldbesitzer kamen auf die Idee, dass es mehr Sinn macht einzelne Handwerke zusammenzufassen, um aus diesem kooperativen Charakter der Arbeit höhere Gewinne, sprich einen höheren Mehrwert zu erzielen.
Angefangen von der einfachen Kooperation über die Manufaktur bis hin zur großen Industrie verbesserte sich für den Kapitalisten die Organisation der Arbeit: Dadurch, dass mehr Arbeiter das Gleiche tun, ist es ihm ein leichtes den ganzen Arbeitsprozess statistisch zu erheben. Somit hat er ein brauchbares Werkzeug die Ausbeutung seiner Arbeiter noch effektiver voranzutreiben.
Ausgehend von der ökonomischen Analyse der Arbeitsteilung, kommt Marx schließlich zum spannenden Aspekt seiner Betrachtung: Den sozialen Auswirkungen der Arbeitsteilung.
Der gesellschaftliche Charakter der Produktion hat die Funktion, die „individuellen Schranken“ der Arbeiter zu durchbrechen, um einen neuen Gesamtarbeiter zu schaffen, der mehr als seine einzelnen Teile produzieren kann. Der ehemals vielseitige Handwerker, muss nun die immer wieder selbe stupide Tätigkeit verrichten. Diese Art der Produktion hat Charlie Chaplin treffend in seinem Film Modern Times dargestellt.
Die technologische Entwicklung der Maschinen führt nun dazu, dass immer weniger Arbeiter benötigt werden und jene die Arbeit haben bis an ihre Grenzen schuften müssen. Marx stellt auch fest, dass die Fabrikarbeit Massen von ungeschickten Arbeitern produziert, die in keinem anderen Handwerk oder Beruf einsetzbar sind.
War es zu Beginn der Kapitalismus vielleicht noch Realität, dass es im Unterschied zur Feudalzeit nun freie Arbeiter gab, mussten sie sich nach kurzer Zeit den ökonomischen Zwängen hingeben: Die Arbeitenden hatten keine Wahlmöglichkeit in ihrem Job, nein sie mussten alles nehmen, zu allen Bedingungen, um überleben zu können.
Um den Grad und den Widerstand gegen die Ausbeutung aufrecht beziehungsweise im Griff zu halten, wurde die Produktion einem despotischen Kommando unterzogen:

„Mit der Kooperation vieler Lohnarbeiter entwickelt sich das Kommando des Kapitals zum Erheischnis für die Ausführung des Arbeitsprozesses selbst, zu einer wirklichen Produktionsbedingung. Der Befehl des Kapitalisten auf dem Produktionsfeld wird jetzt unentbehrlich wie der Befehl des Generals auf dem Schlachtfeld“ (Marx, Kapital Bd. 1, 350)

Der aufsteigende Kapitalismus führte zu einer starken Urbanisierung und einer Abhängigmachung der arbeitenden Bevölkerung von den neuen Produktionsbedingungen. Durch den hohen Grad der Ausbeutung, lange, harte Arbeit und geringe Löhne, waren auch die Frauen und Kinder gezwungen in den Arbeitsprozess einzutreten. Gerade bei den Frauen war dies nicht eine Chance zur Unabhängigkeit und Emanzipation, sondern ein Raubbau an den Frauen und der Gesellschaft: Da die Männer bis zu 16 Stunden schufteten und auch die Frauen nun arbeiten mussten, kam es zur Verwahrlosung einer ganzen Kindergeneration. Marx verweist auf eine steigende Gewalt und Orientierungslosigkeit englischer Kinder und Jugendlicher.

Es zeigt sich also, dass die Art der Arbeitsorganisation im Kapitalismus, weitreichende Folgen für das gesellschaftliche Zusammenleben hat. Dazu aber mehr im nächsten Teil der Serie

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