„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx)

Friday, November 02, 2007

Marx Serie: Tagebuch Teil 1

Nun ist auch bei Randy und mir so weit: Das Studium nähert sich dem Ende. Was uns jetzt noch fehlt ist eine Diplomarbeit. Wir haben uns dazu entschieden, diese Abschlußarbeit zusammen zu verfassen.

Nachdem wir das ok für diesen Versuch bekommen haben, ging es darum ein Thema zu finden. Während des ganzen Studiums haben wir uns immer wieder Themen behandelt, wo es darum ging zu zeigen, dass irgendwie auf diesem Planeten etwas nicht richtig laufen kann. Ob es nun um die Entwicklungspolitik der EU, die Arbeitsmarktsituation von Frauen in Österreich oder die Roma und Sinti in Europa ging, zeigte sich immer wieder unser Interesse, den wahren Gründen dieser nicht nötigen Ungerechtigkeiten auf den Grund zu gehen. Als wir dann parallel dazu begannen die Grundzüge des Marxismus zu erkunden, war uns eines klar:
Wir wollen eine Kapitalismuskritik formulieren!

Denn bei der kritischen Betrachtung der globalen Geschehnisse und Vorgänge kamen wir nicht an der von Adorno und Horkheimer aufgestellten Frage vorbei:
„(...) warum die Menschheit, anstatt in einen wahrhaft menschlichen Zustand einzutreten, in eine neue Art von Barbarei versinkt“.

Wir wollen also bei der Auflösung des Widerspruchs zwischen steigender globaler Produktivität und steigender Verelendung ganzer Gesellschaften das gesamte gesellschaftlich- politisch- ökonomische System einer radikalen Kritik unterzeihen und in Frage stellen.
Was heißt nun in diesem Zusammenhang „radikale Kritik“? Unter Rückgriff auf Karl Marx soll die ganze Geschichte des Kapitalismus als eine erfolgreiche delegitimiert werden.
Karl Marx zeigt vor allem in seinem Werk „ Das Kapital“ in welcher weitreichenden Form das ökonomische System des freien Handels das gesamte Zusammenleben von Menschen beeinflusste und beeinflusst: Der Kapitalismus hat es geschafft seine Entstehung als eine erfolgreiche industrielle Entwicklung zu verkaufen. Die neue urbane Arbeiterschaft setze in ihrem Existenzkampf die Mühlen des Kapitalismus in Gang: Jeder einzelne arbeitet entfremdet und den Umständen sozusagen naturgesetzlich- unausweichlich entgegenstehend für das Grundgesetz dieses Wirtschaftsmodells: Die ständige Akkumulation des Kapitals.
Die tiefgreifende Folge dieser Prämisse ist die Umwandlung jegliches menschlichen beziehungsweise jedes Wertes und Beziehung in einen materiellen: Die einzige Maßeinheit ist das Geld und der Tauschwert einer Ware.
Das Instrument des Kapitalismus ist der Freihandel. Die Verfechter dieser Marktlogik erklären beinahe jegliches Scheitern einer Nation, oder Hunger, Armut und Elend mit zuwenig Kapitalismus, also zuwenig Freihandel.
Der Rückgriff auf Marx zeigt, dass er als einer der ersten das Prinzip des Freihandels und des sich selbst regulierenden Marktes kritisierte. Für ihn führe Freihandel in der kapitalistischen Auslegung in letzter Konsequenz immer zu Ausbeutungsverhältnissen, da Freihandel nichts anderes als Freiheit des Kapitals bedeute.
Marx macht auch darauf aufmerksam, dass die Gesetze des Kapitals von Anfang jede Alternativen zum System mit dem Totschlagargument der sogenannten Sachzwänge im Keim ersticken. Marx zeigt zum Beispiel, dass der Zuckeranbau in Indien im 19. Jahrhundert erst durch die Ausbreitung des Kapitalismus entstand und nicht schon immer so gewesen sei.

Kurz gesagt zeigt uns die Analyse der „Kritik-Tools“ von Marx, dass auch der Kapitalismus veränderbar ist und keiner unendlichen Bestimmung unterliegt. Die Marx´schen Ausführungen haben also für die Forschungsgruppe ein großes Potential, um die aktuellen Lebensumstände kritisch zu hinterfragen ohne aber in einem dogmatischen Leninismus-Marxismus nach Argumenten für einen „logischen“ Wandel zu suchen.

Um zum Ausgangspunkt dieser Überlegungen zurück zu kommen: Der globale Prozess der Wirtschaft richtet sich nach materiellen Richtlinien und handelt nach diesen. Will man nun die weltweiten Problematiken nach ethischen, menschlichen, nachhaltigen, etc. Gesichtspunkten beurteilen und womöglich verändern, bedarf es einem Ausklinken aus den Gesetzen des Kapitals. Aus diesem Grund braucht es eine radikale Kritik, welche die selbsterschaffenen Grundsätze des Kapitalismus komplett in Frage stellt. Hierzu wollen randy und ich F auf die kritischen Analyseelemente von Karl Marx bezug nehmen, um dieser Kritik eine theoretische Basis zu verleihen.
Als Höhepunkt der Arbeit wollen wir ein globales Problemfeld mit unseren gewonnnen Tools unter die Lupe nehmen und sozusagen testen ob die Werkzeuge taugen, den Kapitalismus zu zerlegen.

Nun stecken wir also mitten in der Lektüre des Kapitals Band 1. Dazu mehr beim nächsten Tagebuch....

1 Comments:

Blogger Major said...

Das oben Gesagte klingt äußerst interessant und hoffe, dass ich die Gelegenheit bekomme das vollendete Werk dann zu lesen!

4:13 AM

 

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