„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx)

Monday, April 02, 2007

Kapitalismus und Ökologie

Anwachsen des Ozonlochs, Anstieg des Meeresspiegels, Weltklimawärmung, starke Zunahme von Naturkatastrophen, Überfischung der Weltmeere, Rückgang des ewigen Eises sind nur einige der bestimmenden Schlagszeilen der Medien in den letzten Monaten.

Einher mit diesen auftretenden Phänomenen drängt sich immer stärker die globale Frage nach der Endlichkeit von Ressourcen auf.
Hier stellt sich nun deutlich die Frage nach dem Zusammenhang zwei Komponenten: Kapitalismus und Klimawandel.

Der Politolge Elmar Altvater weist darauf hin, dass diese Gleichzeitigkeit von kapitalistischen Wachstum und Expansion und der Steigerung der Emissionen und Verschmutzung ein „Marktversagen“ ist, welches in der (neo-) klassischen Theorie ausgeklammert wird: Die Kategorien des Kapitalismus können nur aufrecht erhalten werden, solange die Dimensionen der Natur- also Raum und Zeit- ausgeklammert werden. Wären die Marktheorien, welche von einem „alles“ regelnden Markt ausgehen, nicht losgelöst von „historischer Zeit und geographischem Raum“ (Altvater), müssten sie darauf hinweisen dass der Verbrauch von Ressourcen und Energie irreversible Auswirkungen auf die Umwelt und die Natur hat, „(...) gleichgültig ob Externalitäten internalisiert werden oder nicht“ (Altvater).

Die Gesetze der kapitalistischen Produktion unterliegen den Sachzwängen dieser Wirtschaftsformation oder wie Marx meinte, dem „stummen Zwangs der ökonomischen Verhältnisse“ (Marx ) Dies bedeutet vor allem die schon erwähnte, für jeden Kapitaleigentümer existentielle Unterwerfung gegenüber einem ständigen Wachstum, sprich ständiger Akkumulation.

Das vorhin erwähnte Fehlen des Raum- und Zeitbezuges der klassischen Wirtschaftstheorien und der kapitalistische Akkumulationsprozess haben zur Folge, dass die Produktion von Gütern keinen Bezug zu ökologischen und nachhaltigen Zielsetzungen haben.
Innerhalb des Konkurrenzkampfes des Kapitals kann nur der gewinnen, der die geringsten Kosten für die Produktion hat. Also kurz gesagt, es existiert keine Berücksichtungen der externen Kosten beziehungsweise Nebenprodukte der Produktion.

Es hat sich gezeigt, dass die

„Annahme, dass der physische Input endlos ausgedehnt werden könnte, um einen ewig wachsenden Ouput hervorzubringen, (...) ökologischer Unsinn (ist), denn nichts in der physischen Welt wir endlos wachsen können“ (Altavter)

Die heute vorherrschende neoliberale Wirtschafts- aber auch Politikpraxis erkennt Grenzen nicht auf der Ressourcenseite sondern vor allem an unzureichenden Politikoutputs, sprich governance, welche zu schlechte und daher unprofitable Bedingungen für Kapitalinvestitionen schaffen, denn

„I(i)n einer kapitalistischen Gesellschaft geht es nicht um Wachstum schlechthin, sondern um effizientes Wachstum, das zielgerichtet ist. Dieses Ziel lautet (...): Profitabilität, Rentabilität, Rendite“ (Altvater ).

Also es geht nicht darum, die Form des Wirtschaftens zu überdenken und kritisch die Wachstumsgrenzen zu betrachten sondern die Krisen und Katastrophen weltweit werden auf ein einziges simples Konzept reduziert: Es gibt global zu wenig Wachstum, deshalb muss alles daran gesetzt werden die Konjunktur anzukurbeln. Die Umstände du Begleiterscheinungen die für das Ziel von Nöten sind wenn überhaupt zweitrangig.

Die ständige Akkumulation des Kapitals bleibt also die Grundbedingung unseres aktuellen Wirtschaftssystems eine. Die vorherrschende Wirtschaftstheorie verwendet hier eher den Begriff des Wachstums: Ständiges Wachstum der Wirtschaft ist das vorherrschende wirtschaftspolitische Credo, wird zum Hauptziel jeder funktionierenden Gesellschaft erhoben und gilt als politisches Allheilmittel.

Das Wirtschaften einer ständigen Wachstumslogik, die den Gesetzen der Akkumulation folgt. Dies hat zur Folge, dass die Menschheit aktuell mehr an Ressourcen verbraucht als der Planet verkraftet. Gleichzeitig steigt das Belastungsniveau des Ökosystems durch die Zivilisation und bringt dadurch das Gleichgewicht der Natur durcheinander. Bei der Betrachtung dieser Problematik zeigt sich, dass dieser Umgang mit der Natur vor allem durch die Regionen beziehungsweise Staaten forciert wird, in denen das kapitalistische Wirtschaftssystem am stärksten ausgeprägt ist: Dies sind die führenden

Industrienationen USA, die Staaten der Europäischen Union, Russland und in zunehmenden Maße China.
In diesem Kontext lässt sich feststellen, dass ein exorbitanter Ressourcen- und Energieverbrauch eine steigende Umweltbelastung und –zerstörung mit sich bringt.

Der Motor des Kapitalismus, also der Profit, kann nur durch permanente Ausbeutung der natürlichen Ressourcen angetrieben werden. Hier vollzieht sich eine Inwertsetzung von natürlichen Rohstoffen, welche für das Wachstum unabdingbar sind.

Es hat sich deutlich gezeigt, dass dem Kapitalismus ein Wachstumsfetisch und eine als Motor dienende Mehrwertproduktion zu Grunde liegt. Dieser daraus resultierende bedingungslose Konkurrenzkampf am Markt kennt aus wirtschaftslogischen Gründen keine Raum und keine Zeit für nachhaltiges Wirtschaften.

„Die kapitalistische Produktionsweise ist jedoch dadurch gekennzeichnet, dass sie sich zu ihrem eigenen stofflichen Inhalt gleichgültig verhält. Die Produktion

von Gütern ist von vornherein auf ihre mögliche Darstellung in Geld hin zugerichtet und zugeschnitten. (...) Die Produktionsverfahren werden vielmehr am gebot der Profitmaximierung ausgerichtet“ (Dornis).

Die Folgen dieser Wirtschaftslogik haben katastrophale Auswirkungen für das globale ökologische Gleichgewicht.
Wirtschaftliche und politische Versuche diese Probleme zu Lösen folgen wiederum nur den systemischen Regeln und Gesetzmäßigkeiten des Marktes.

Es drängt sich schlussendlich immer die Frage nach der Überwindbarkeit dieser Problematiken auf. Die Ausführungen haben gezeigt, dass die aktuellen Entwicklungen die ökologische Balance der Erde auf das Äußerste gefährdet. Ohne eine radikale Änderungen der Funktionsweise der Wirtschaft und unserer Lebenseinstellungen wird de Zukunft der nachfolgenden Generationen auf Spiel gesetzt. Wie lässt sich das aktuelle System nun ändern, wenn es sich überhaupt

Es drängt sich schlussendlich dir Frage nach der Überwindbarkeit dieser Problematiken auf. Die Ausführungen haben gezeigt, dass die aktuellen Entwicklungen die ökologische Balance der Erde auf das Äußerste gefährdet. Ohne eine radikale Änderungen der Funktionsweise der Wirtschaft und unserer Lebenseinstellungen wird die Zukunft der nachfolgenden Generationen auf Spiel gesetzt. Wie lässt sich das aktuelle System nun ändern, wenn es sich überhaupt ändern lässt?

Elmar Altvater geht bei der Beantwortung dieser Frage und an Anlehnung an Ferdinand Braudel davon aus, dass es nicht durch eine Revolution von innen zu einer Änderung des Wirtschafsystems kommen wird, sondern diese durch einen externen Schock herbeigeführt wird:

„Der Kapitalismus, davon bin ich .... überzeugt, kann nicht durch einen „endogenen“ Verfall zugrunde gehen; nur ein äußerer Stoß von extremer Heftigkeit im Verein mit einer glaubwürdigen Alternative könnte einen Zusammenbruch bewirken...“ (Braudel).

Dieser externe Schock ist laut dem Politikwissenschafter Elmar Altvater das Ergebnis eines exorbitanten Ressourcenverbrauchs und dem damit verbundenen Klimawandels. Das Eintreten dieses externen Schocks ist dann erreicht, wenn die Grenzenlosigkeit des Kapitalismus an die natürlichen Grenzen der Umwelt stößt beziehungsweise sie überschreitet. Natürliche Ressourcen werden nicht mehr vorhanden sein, Wälder werden abgeholzt sein und es wird jedwedes Land verbraucht sein, sodass sich die Wirtschaft nicht einfach einen neuen, noch nicht verbrauchten, Landstrich suchen kann. Altvater weißt aber auch darauf hin, dass es möglicherweise noch etwas mehr als dieser soeben beschriebenen Dinge bedarf, nämlich einer „glaubwürdigen Alternative“ zum Kapitalismus.

Karl Marx geht in seiner Kapitalismus Kritik davon aus, dass eine gesellschaftliche Bewusstseinsänderung durch eine Änderung der ökonomischen Basis erfolgt. Es stellt bei der Annahmen Altvaters die Frage, ob dieser externe Schock zuerst die Wirtschaft und ihre Produktionsweise, das Bewusstein oder vielleicht sogar beides gleichzeitig verändert.

Weiters wird bei der Behandlung dieses Themenscherpunkts deutlich, dass die marxistischen Grundannahmen einer dem Kapitalismus innewohnenden Wachstumsfetischs und der permanenten Überwindung von natürlichen Grenzen auch aktuell von hoher Relevanz ist.

Es wird klar, dass die sogenannten systemimmanenten Sachzwänge, die lösgelöst von Raum und Zeit universelles Gesetz sind, nicht nur auf das Wirtschaften alleine beschränkt ist, sondern auch teilweise irreversible Auswirkungen auf den Lebensraum und somit auf unsere Existenzweise hat.

Auch wenn Karl Marx dass Thema Umwelt und Kapitalismus im Verhältnis zu anderen im „Kapital“ gemachten Analysen relativ knapp ist, so hat zeigt sich dass Marx mit seiner wissenschaftlichen Kritik des Kapitalismus und deren Auswirkung auf die Gestaltung unserer Lebens- und Gedankenwelt auch heute noch aktuell ist.

„So wie der Kapitalismus bisher praktiziert wird, ist er eine profitorientierte, nicht nachhaltige Verirrung in der Entwicklung des Menschen“ (Hawken/ Lovins/ Lovins).

Jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt der Kunst den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in der Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebene Zeitfrist zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. Je mehr ein Land (...) von der großen Industrie als dem Hintergrund seiner Entwicklung ausgeht, desto rascher dieser Zerstörungsprozess. (...)
Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und de Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen des Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter“ (Marx).


Bildquellen: Wallpapers des FIlms Eine Unbequeme Wahrheit von Al Gote, Internet- Homepage http://movies.uip.de/eineunbequemewahrheit/ait_live/

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