„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx)

Thursday, October 12, 2006

Zwei Player der grenzenlosen Ausbeutung

Unter welchen fatalen und skandalösen Umständen und mit welchem unbeschreiblichen Ausmaß von menschlicher Ausbeutung Großkonzerne Kaffee und Textilien nach Europa bringen, ist mittlerweile vielen Bürgerinnen und Bürgern bekannt.


Heute möchte ich aber zwei neue Player des ungefesselten Kapitalismus vorstellen:
Die Aldi Familie und Procter&Gamble.

Aldi und Hofer sind im Verhältnis zu anderen Lebensmittelketten billiger. Hat sich nicht schon jeder von uns einmal gefragt, wie das möglich ist?
Hier sind die Antworten: Normalerweise liegt der Anteil der Lohnkosten im Handel zwischen 10 und 35 Prozent. Hofer pfeift darauf und gibt nur geschätzte 2,5 Prozent seines Umsatzes für Löhne an seine Mitarbeiter weiter.
Ein weiterer Profitfaktor ist, dass Aldi mit seinem jährlichen Umsatz von mehr als 33 Milliarden Euro, ein ernst zu nehmender Partner im Dumping von Rohstoffpreisen ist:
Die Aldi Gruppe ist eine der mitverantwortlichen Gruppen für die katastrophalen Arbeits- und Lohnbedingungen für Arbeiterinnen und Arbeiter in Asien, Afrika und Lateinamerika.
Mittlerweile erzielt Aldi auf dem Textilsektor, der für seine inhumanen Arbeitsbedingungen bekannt ist, höhere Umsätze als H&M Deutschland. Egal ob es nun die angebotenen Meeresfrüchte oder das Obst ist, alle Produkte die bei Aldi und Hofer billigen Preisen angeboten werden, resultieren aus einem schlimmen Ausbeutungsverhältnis.

Alle Konsumenten in der westlichen Hemisphäre lieben weiche, reißfeste Taschentücher und mehrlagiges, komfortables Toilettepapier. Selbst hier macht der vorherreschende Wirtschaftscredo- „Profit über alles“- keinen Halt:
Die Firma Procter&Gamble ist mit ihrem jährlichen Unternehmensgewinn von mehr als 2 Milliarden Euro der größte Produzent von Zellstoff, welcher zur Herstellung von Toilettenpapier und Taschentücher weiterverarbeitet wird.
Dazu wurden und werden in Brasilien indigene Völker aus ihren natürlichen Lebensräumen vertrieben um riesigen Eukalyptusplantagen, aus denen der Zellstoff gewonnen wird, Platz zu machen. Durch diese Plantagen wird der gesamte natürliche Lebensraum von Flora und Fauna und somit der Ureinwohner zerstört.
Proteste der brasilianischen Indianer, die sich auf ihr in der Verfassung festegeschriebenes Gesetz zur gerechten Landverteilung berufen, werden mit Hilfe der Bundespolizei im Auftrag von Procter&Gamble gewaltsam niedergeschlagen.


An diesen Beispielen zeigt sich wieder einmal die absolut unmenschliche Entwicklung des Kapitalismus. Liberale und neoliberale Theoretiker stehen auch in Anbetracht dieser Entwicklungen auf dem Standpunkt, dass das Heil in einer weiteren Öffnung der Märkte, in einem noch intensiveren Rückzug des Staates und der Politik und in der radikalen Reduzierung von sozialen Sicherungssystemen liegt.
ch frage mich nur immer wo sind in den Entwicklungsländern Markthemmnisse für Großunternehmen, wo die „bremsenden“ Sozialsysteme und wo der regulierende Staat? Nichts von alle dem und doch das absolute Elend für unseren Wohlstand!

Der Politikwissenschafter Elmar Altvater meint dazu:

„Fragen danach ob es überhaupt möglich ist, dass alle Welt dem Entwicklungsweg des Westens folge, werden von Ökonomen erst gar nicht gestellt. Für sie ist die Welt ein offener Markt aller Möglichkeiten, und wenn eine Gesellschaft scheitert, dann liegt das an mangelnder Wettbewerbsfähigkeit. Die Anstrengungen waren unzureichend oder die Öffnung von Märkten war nicht umfassend und die Privatisierungen nicht weitreichend genug. Die neoklassische Ökonomie hat sich in ein hermetisches System verwandelt, das verbietet, den Blick über einen engen Horizont hinaus schweifen zu lassen.“


Literaturhinweise:

Altvater, Elmar (2005). Das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen- Eine radikale Kapitalismuskritik, Westfälisches Dampfboot

Weltjournal (11.10.2006).Magazin im ORF

Werner, Klaus/ Weiss, Hans (2006). Das neue Schwarzbuch Markenfirmen, Ullstein

Ziegler, Jean (2005). Imperium der Schande- Der Kampf gegen Armut und Unterdrückung, Bertelsmann

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