„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx)

Saturday, July 08, 2006

Glaubt man dem ideologischen Mainstream der Wirtschaftanalytiker und Politikvordenker, so haben wir die Spitze unserer zivilisatorischen Entwicklung erreicht. Das Credo vom Ende der Geschichte wird zwar nicht mehr so gerne in den Mund genommen, doch inhaltlich wird sie noch gefeiert, die freie Marktwirtschaft, als der beste und endgültige Zustand. Gleichzeitig mit ihr wird das Ende der Ideologien, das Ende von Alternativen, das Ende jeglicher Diskurse und auch das Ende von Sozialkritik gefeiert.
Doch die Realität sieht anders aus. Gesiegt hat nicht ein humanes Gesellschaftsmodell, sondern ein fast konkurrenzloses System, dass Verhältnisse schafft die mit Zivilisation kaum etwas zu tun haben. Hier ist es möglich das sich ein kleiner Teil der Weltgesellschaft , auf Kosten der Ärmsten, bereichert. Der scharfe Kapitalismus- Kritiker und UNO Mitarbeiter Jean Ziegler spricht sogar davon, dass wir auf der Welt eine Renaissance des Feudalsystems erleben.Betrachtet man die Funktionsweise und Mechanismen des aktuellen Kapitalismus, so ist diese Einschätzung wohl richtig.
Dieses Modell hat jedoch nicht nur ein unmenschliches System erschaffen, sondern auch gleich die Kritik an ihm mitbegraben. Elmar Altvater bringt das in seinem aktuellen Buch " Das Ende des Kapitalismus- wie wir ihn kennen" auf den Punkt: " Daher ist das Ende der Geschichte nur eine Umschreibung für die End- und Grenzenlosigkeit der kapitalistischen Produktionsweise. Für Immer Kapitalismus , weil gesellschaftliche Alternativen keinen historischen Sinn machen, historisch desavouiert sind. Jede Kritik prallt an der Faktizität und an der normativen Überlegenheit der gesellschaftlichen Sachzwänge ab."
Die Unmenschlichkeit kann aber nur mit einer beständigen Kritik beendet werden, denn die Welt sieht einfach anders aus, als die herrschende Propaganda uns im Werbeblock vor der Zeit im Bild vormacht.Aus diesem Grund möchte ich zwei interessante Beispiele zwei ganz unterschiedlicher Formen von Systemkritik aus Italien vorstellen.
Das erste ist eine Blogseite des Kabarettisten und Kritiker Bello Grillo, der vor allem durch seine scharfe und pointierte Kritik am Berlusconi Kartell ausgezeichnet hat.Hier ein Auszug aus einem seiner aktuellen Beiträge, in der er Romani Prodi auffordert, mutige Reformen, die nachhaltige Veränderung und Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens bringen, endlich umzusetzen:"These liberalisations are affecting just the tip of the iceberg. They are just the tasters to take away the first pangs of hunger. But there's real hunger in the air. I also want the reform of the Stock Exchange, the liberalisation of energy, electricity, telecommunications; the thinning out of the levels of bureaucracy; the end of bank earnings; a limit on the level of earnings of the managers tied in with the growth of the company; the end of the Chinese boxes; laws about conflict of interests, new TV and radio frequencies, the liberalisation of the "last mile".
Das zweite Beispiel ist eine spannende Homepage einer ziemlich jungen Bewegung aus Italien, welche auf die prekäre Situation der 1000 Euro verdienenden Generation, der "Milleuristi" aufmerksam machen wollen. Aus ihren Blogs ist ein Internet Roman entstanden, der jetzt in gedruckter Form in den italienischen Buchhandlungen erhältlich ist und die Lebensumstände eines ständig wachsendesn Teils der Gesellschaft beschreibt.
Also nicht resignieren und immer wieder „...aufzeigen, nachweisen, entlarven, in einem kleinen kritischen Säurebad Mythen und Fetische zerstören:“( Jean Paul Sarte).

0 Comments:

Post a Comment

<< Home