„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx)

Wednesday, July 26, 2006

Von der größten Minderheit Europas

Wussten Sie dass es mitten in Europa eine Minderheit gibt, die 12 Millionen Mitglieder hat, bei der die Arbeitslosenquote bei 80- 100% liegt und der Großteil weit unter der Armutsgrenze lebt?
Dass es im gerade erweitern Europa EU Menschen 2. Klasse gibt, die kaum Zugang zu Bildung, zum Gesundheitssystem und zu akzeptablen Wohnverhältnissen haben?
Kritiker und Sprecher von Menschenrechtsorganisationen sprechen von einem Schandfleck inmitten einer der reichsten Regionen der Welt: der Europäischen Union.

Die Rede ist hier von den Roma und Sinti, besser bekannt als „Zigeuner“. Sie leben am äußersten Rand der Gesellschaft und haben kaum Möglichkeiten auf ihre menschenunwürdigen Lebensumstände aufmerksam zu machen.
Am prekärsten ist die Lage in Mittel-und Osteuropa, wo sich die Roma von der Osterweiterung der Europäischen Union erhofften, endlich als vollwertige Bürgerinnen und Bürger akzeptiert zu werden und aus dem Teufelskreis von Armut, Arbeitslosigkeit, Marginalisierung und Rassismus auszubrechen.

Doch nach rechtlichen Fortschritten bei der Anerkennung als Minderheit von Seiten der EU, zerplatzte der Traum von einem bessern Leben wie eine Seifenblase.
Die Roma zählen heute zu den größten Verlierern der Transformation nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der EU Erweiterung 15 Jahre später:
Denn das wenige was der Sozialismus ihnen brachte- mindere Arbeit- verloren sie während der gesellschaftlichen Umbrüche, die zur Erfüllung der Kopenhagener Kriterien notwendig waren: Kürzung der Sozialleistungen und Strukturanpassungen, also sozialer Abstieg und Entlassungen. Den zahlreichen rechtlichen Rahmenbedingungen der EU fehlte der wirkliche politische Willen, diese auch Umzusetzen.

Auch nach 15 Jahren „Demokratisierung“ sind die Roma heute immer noch massiven die rassistischen Vorurteilen der Mehrheitsgesellschaften ausgesetzt.
Immer noch gibt rund 90% der Bevölkerung in Mittel- und Osteuropa an, nichts mit Roma zu tun haben wollen.
Problematisch ist auch, dass den Roma die Möglichkeiten fehlt ihre Interessen politisch durch zu setzen: Neben dem Problem des katastrophalen Bildungsniveaus der Roma, gibt es so gut wie keine politischen Vertreter: In der Slovakei zum Beispiel gibt es bei einem Bevölkerungsanteil von 11%, nur einen „Roma- Parlamentarier“ und im EU-Parlament sieht es mit zwei auch nicht viel besser aus.

Einer der beiden Parlamentarier Livia Járóka, fasst das Problem der Roma passend zusammen:
„Die politischen Entscheidungsträger in Europa sind sich der tatsächlichen Situation der (...) Roma im Allgemeinen nicht bewusst. Die meisten haben stereotype Vorstellungen, die nichts mit der Realität zu tun haben. Ich bin enttäuscht darüber, wie wenig politischer Wille vorhanden ist, die Schwierigkeiten der (...) Roma wirklich zu verstehen. Die Politiker übernehmen bereitwillig das exotische Bild des „Zigeuners“.
Sie sind bereit, sich in kultureller Hinsicht mit der Problematik zu befassen, tragen jedoch nicht dazu bei, ein wirkliches Verständnis dafür zu vermitteln, was es bedeutet (...) als Roma in Europa zu leben.
Die wenigen zuverlässlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Daten, die uns vorliegen, sind nicht ausreichend um all diese alten Stereotypen auszumerzen, die in der Vergangenheit in der Politik und im täglichen Leben kursierten. Da fehlende Wissen hindert uns daran, wirksame Politiken zu entwerfen. (...)
Wie sehen nicht wie groß die Diskrepanz zwischen Ambition und Realität ist und dass ein nicht Diskriminierungsgesetz nicht automatisch dazu führt, dass Roma nicht mehr diskriminiert werden. Die Kommission hat es verabsäumt die Mitgliedsstaaten darauf hinzuweisen, dass der Durchsetzung eines Gesetztes weit aus größerer Bedeutung zu kommt als seiner Formulierung“

Das Fazit ist erschreckend: Am Rande unserer hoch entwickelten und reichen Region leben vollkommen isolierte, ignorierte, verarmte und perspektivlose Menschen, von denen wir so gut wie nichts wissen.
Mir zeigt dieses Beispiel einmal mehr: Die EU- Politikfelder außerhalb des Binnenmarktes haben den Anschein einer Befriedigungsaktion für gerechtigkeitsgeile Kritiker. Was wirklich zählt: Money makes the orld gor round!

Für weitere Informationen zum Thema bitte an derrotestift@gmx.at

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