„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern“ (Karl Marx)

Wednesday, April 09, 2008

40 Jahre 1968

Das Aufbegehren eines großen Teils der Jugendlichen in Westeuropa, den USA und auch ganz besonders Osteuropas, waren Ausdruck eines zentralen zivilgesellschaftlichen und demokratischen Mittels: Dem zivilen Ungehorsam.Im Westen Europas wurde schnell die bittere autoritäre und faschistische Vergangenheit und auch Gegenwart verdrängt: Austrofaschismus, Vichy Regime, Mussolini, Franco, und Nationalsozialismus. Der Kapitalismus wurde im Zuge des Wiederaufbaus zur Religion im Westen erhoben und der Osten verriet die Ideen des Marxismus und stütze sich auf Gewalt und Diktatur.Die USA vergeudete völlig sinnlos Menschenleben in Vietnam und es herrschte weitgehende Rassentrennung in den Staaten.Die beiden Großmächte richteten ihre Atomwaffen aufeinander und führen weltweit ihre ideologischen Stellvertreterkriege.Das Familienbild und die Eliten waren patriarchalisch und gerade in Österreich besetzten die alten Nazi Schergen und Mittäter die meisten öffentlichen Ämter und Bildungseinrichtungen. Gegen diesen Zeitgeist wurde nun zurecht rebelliert, auf die Straße gegangen und angeschrieben. Es ging nicht nur darum, mit den alten Strukturen einer biederen und geldorientierten Gesellschaft aufzuräumen, sondern es war auch eines zentral: Das Träumen und gleichzeitige Glauben an eine bessern Welt. Che Guevaras „Seien wir realistisch- fordern wir das Unmögliche!“ wurde zu einer Grundeinstellung dieser Rebellion.Das Demonstrieren, Streiken, Diskutieren, Plakatieren und Artikulieren waren essentielle Bestandteile beim Kampf für eine bessere Welt.Die Ergebnisse dieser Zeit des Aufbegehrens reichen bis heute herauf und sind teilweise selbstverständlich geworden: Die allwissende Autorität der Eltern, Lehrer und Professoren wurde radikal in Frage gestellt und verändert, die weltweite Friedensbewegung hat sich gestärkt, das Frauen und Familienbild hat sich stark verändert, die Einstellung zu Liebe und Sex hat einen weitreichenden Wandel durchlaufen, die Geschichtsverleumdung einer ganzen deutsch- österreichischen Generation hat sich begonnen aufzulösen, der Vietnamkrieg wurde beendet, Martin Luther King und die Bürgerrechtsbewegung in den USA änderte das Leben der Afro- Amerikaner nachhaltig. Die Liste ließe sich noch weiter führen.

Das Erbe dieser Zeit droht aber sang- und klanglos in Vergessenheit zu geraten: Viele Protagonisten, die vor vierzig Jahren die Fahnen schwangen, haben sich bei ihrem „Gang durch die Institutionen“ vom System kaufen lassen und somit viele der Ideen und Träume ad absurdum geführt. Wir sind auch an einen Punkt unseres Gesellschaftsmodells angelangt, an dem es so schient, als ob alle Vorgänge naturgegeben seien und wir uns unausweichlich damit abfinden müssten. Die Tradition eines Aufbegehrens und öffentlichen Aufzeigens droht zu verschwinden. Ob es nun der reaktionäre Professor oder die Einführung von Studiengebühren sind, wirklicher (studentischer) Protest existiert so gut wie gar nicht.
Gerade deshalb sollten wir uns gegen die reaktionäre Interpretation des Jahres 1968 wehren und vielleicht wieder einmal Jimi Hendrix hören und linke Bücher lesen!

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